Am Sonntag, den 13. Oktober 2019 um 16 Uhr eröffnen wir gemeinsam mit der Künstlerin Natalie Czech die Ausstellung „Cigarette Ends“. Die Ausstellung präsentiert Werke einer der neusten Serien der Künstlerin.
Indem Czech Aspekte von Pop und Konzeptkunst subtil adaptiert, spielt sie mit der ‚Macht der Bilder‘ und der ‚Bedeutung zwischen den Zeilen‘. Natalie Czech legt in ihren Arbeiten den Fokus auf das Verweben und Konstruieren multipler Erzählungen und bietet den Betrachter*innen ihrer Arbeiten auf diese Weise an, eine Vielzahl assoziativer, gedanklicher Wege zu beschreiten.
Der Ausstellungstitel „Cigarette Ends“ kann auf unterschiedliche Weisen gelesen werden: Er könnte auf das Ende einer ‚Zigarettenlänge‘ oder den tatsächlichen Zigarettenstummel Bezug nehmen, auf das Ende der Rauchkultur und den ihr verbundenen Gesten verweisen, oder auf eine Handlung anspielen, in welcher mit einer Zigarette schlicht etwas beendet wird.
In „Cigarette Ends“ versammeln sich Assemblagen von gerauchten Zigaretten verschiedener, internationaler Marken der 1930er Jahre bis heute. Der Boom der Tabakindustrie ist Vergangenheit und ein Großteil der von Czech verwendeten Zigarettenmarken wird heute nicht mehr produziert. Über viele Monate sammelte die Künstlerin Schachteln unterschiedlicher Marken, von denen einige bereits als Sammlerstücke gehandelt werden.
Die Fotografien der Serie zeigen, wie gerauchte Zigaretten aufeinandertreffen. Beinahe so, als handle es sich um glückliche Zufallsbegegnungen, ergeben die Markennamen in ihrer Formation auf den Fotografien einen kurzen Text, ein minimalistisches Gedicht, welches dann gemeinsam mit dem Gesamtmotiv zu einer Art visuellem Gedicht wird – „Free / Holiday“, „Visa / Vis / Vision“ oder „Mary Long / Life / So Long“.
Natalie Czechs neue Arbeiten sind auch von Irving Penns Fotostrecke „Cigarettes“ inspiriert. Im Gegensatz zu Penn‘s Arbeiten liegt der Fokus bei „Cigarette Ends“ aber darauf, die Fotografien sowohl als Text als auch als Bild les- und wahrnehmbar zu machen.
Der Künstlerin gelang es, die im Bild versammelten Zigaretten so zu arrangieren, dass sie sich fast auf sinnliche Weise zu berühren scheinen, oder so wirken, als würden sie miteinander in Interaktion treten. So erhalten die gerauchten Zigaretten etwas personifizierendes und verleiten vielleicht dazu, sich die Menschen und Situationen auszumalen, zu deren Hinterlassenschaften sie geworden sein könnten.
Eine weitere Serie, die in der Ausstellung im Kunstverein Jesteburg zu sehe ist, trägt den Titel „Negative Calligrammes“.
In Negative Calligrammes zeichnet sprichwörtlich die Leere zwischen den Wörtern und Zeilen das jeweilige Bild. In Anspielung auf die Figurengedichte Konkreter Poesie und Mail Art sind es nicht die Schriftzeichen oder sich wiederholende Wortgruppen, die das Bild konstruieren, sondern der negative Raum zwischen den einzelnen Worten eigenständiger Texte.
Diese Texte sind das Resultat von Natalie Czechs Zusammenarbeit mit internationalen Autoren wie Julien Bismuth, Robert Fitterman, Lucy Ives, Shiv Kotecha, Quinn Latimer und John Holten. Alle erhielten von Natalie Czech vorab ein Dokument das als „Schablone“ für ihren jeweils individuell verfassten Text diente, anhand dessen sie sehen konnten, an welche Positionen Leerstellen bleiben mussten, ohne aber die Rechtschreibung zu beeinflussen. Alle Texte sind in Ich-Form verfasst. Sie erwecken den Eindruck sehr persönlicher oder autobiografischer Erzählungen und reflektieren gleichzeitig poetisch die Eigenheiten von Sprache, Schreiben und Lesen. Die Texte wurden von den Autoren an Natalie Czech als E-Mail gesendet, die dann von ihr ausgedruckt wurden. Die vorher jeweils festgelegte Silhouette machte sie mittels farbiger Zeichnung als Bild sichtbar. Man sieht räumliche Begrenzungen wie eine Mauer, Jalousie und Zaun oder kollaborative Handlungen wie Kochen und Putzen. Die Perspektive und Gewichtung zwischen Text und Bild wechselt kontinuierlich. Mit der spielerischen Leichtigkeit eines Flip Books reflektiert die fotografische Inszenierung der Serie ihren eigenen Entstehungsprozess. Die Negative Calligrammes verbinden eine der Pop Art ähnlichen Direktheit mit der für Konzeptkunst charakteristischen Serialität und machen so die im Alltag versteckte Poesie sicht- und lesbar.
Natalie Czech‘s Werk ist durch internationale Einzelausstellungen und Museumssammlungen bekannt. Ihre Werke sind in musealen Sammlungen wie der Pinakothek der Moderne, München, dem Fotomuseum Winterthur, dem MOMA, New York oder der Sammlung „The Federal Estate of Germany“ vertreten. Einzelausstellungen fanden unter anderem im CRAC d‘Alsace, Palais de Tokyo, Paris, Kunstverein Hamburg oder Ludlow 38, New York statt.
Die Ausstellung wird gefördert durch: