EMPOWERING WOMEN THROUGH ART

EMPOWERING WOMEN THROUGH ART

EMPOWERING WOMEN THROUGH ART

Eröffnung: 20. Dezember 2025, 15 Uhr

Es gehört zu den stillen Wirkungen der Kunst, dass sie oft dort beginnt, wo die Sprache endet. Eine Linie, die zögert; ein Material, das sich einer eindeutigen Benennung entzieht; eine Farbe, die nicht beschreibt, sondern Atmosphäre wird. „Affekte“, schreibt Lauren Berlant, „sind Bewegungen, die uns ergreifen, bevor wir sie verstehen.“ Vielleicht nähert man sich den Arbeiten dieser Ausstellung am besten in diesem Modus: nicht erklärend, sondern hörend; nicht zuordnend, sondern aufmerksam.

Empowering Women Through Art bringt unterschiedliche künstlerische Sprachen zusammen – präzise und vielschichtig, introspektiv und kraftvoll, formal streng oder atmosphärisch offen. Die Werke entstehen aus individuellen Fragen, Erfahrungen und ästhetischen Entscheidungen; sie teilen kein gemeinsames Thema, keine programmatische Ausrichtung. Genau darin liegt ihre besondere Stärke: in einer Vielstimmigkeit, die Differenz nicht überwindet, sondern als Möglichkeit begreift.

Vor diesem Hintergrund gewinnt unsere Zusammenarbeit mit Women for Women International für diese Ausstellung eine besondere Tiefe. Die Organisation begleitet Frauen in Krisen- und Konfliktregionen auf ihrem Weg zu Selbstbestimmung, ökonomischer Handlungsfähigkeit und sozialer Teilhabe. In den Gesprächen mit Vertreterinnen von WfWi tritt ein Gedanke hervor, den Judith Butler als „produktive Verletzbarkeit“ beschrieben hat: dass Fragilität nicht Schwäche bedeutet, sondern Offenheit – für Veränderung, für Beziehungen, für neue Formen von Stärke. Für viele der Frauen, die an den Programmen von WfWi teilnehmen, ist diese Einsicht kein philosophischer Begriff, sondern gelebte Realität. Aus ihr entstehen Handlungsspielräume, die weder heroisiert noch sentimentalisiert werden müssen, um ihre Kraft zu entfalten.

Zugleich bringt die Kooperation eine globale Perspektive in den Ausstellungsraum ein, die nicht die Kunst erklärt, sondern den Blick erweitert. Sie macht erfahrbar, wie ungleich Sichtbarkeit, Sicherheit und Teilhabe weltweit verteilt sind – und dass Fragen nach Macht, Repräsentation und kultureller Überschreitung nicht abstrakt sind, sondern aus konkreten Lebenssituationen hervorgehen. Audre Lorde hat einmal betont, dass Unterschiede „kein Hindernis, sondern ein Reservoir von Möglichkeiten“ seien. In den Begegnungen mit Women for Women International wird dieser Gedanke konkret, weil er nicht aus Theorien resultiert, sondern aus Erfahrungen von Gemeinschaft, Widerstandskraft und weitergegebenem Wissen.

Die Kunstwerke selbst verdichten solche Erfahrungen nicht, sie bebildern sie nicht – aber sie schaffen einen Resonanzraum, in dem Wahrnehmung und Denken sich neu justieren können. Viele der Arbeiten operieren jenseits des Sagbaren, indem sie Atmosphären erzeugen, die sich körperlich vermitteln: ein Schweben, ein Druck, eine Unruhe, eine Stille. Sie folgen keiner linearen Erzählung, sondern arbeiten mit Zwischentönen, mit Brüchen, mit offenen Formen. In ihnen zeigt sich eine Erkenntnis, die Sara Ahmed so formuliert hat: „Wahrnehmen heißt, in Beziehung zu treten.“ Die Werke eröffnen solche Beziehungen – zu Materialien, zu Erinnerungen, zu inneren wie äußeren Landschaften.

Gerade in ihrer Unterschiedlichkeit formulieren die künstlerischen Positionen eine gemeinsame Einladung: den Blick zu verlangsamen, der Vielschichtigkeit von Erfahrung Raum zu geben, das Uneindeutige nicht als Defizit, sondern als Möglichkeit zu begreifen. Kunst erscheint hier als eine Sprache, die ohne Worte auskommt und dennoch weit trägt – über kulturelle, geografische und soziale Grenzen hinweg. Sie wird zu einem Ort, an dem das Unsagbare zu denken beginnt und an dem neue Formen von Beziehung imaginierbar werden.

Dass die Arbeiten der Ausstellung zum Verkauf stehen, dient der direkten Förderung der beteiligten Künstlerinnen. Sichtbarkeit ist bedeutsam, doch sie bleibt folgenlos, wenn sie nicht von materiellen Strukturen begleitet wird, die künstlerisches Arbeiten ermöglichen – Zeit, Raum, Produktion, Freiheit. Jede erworbene Arbeit unterstützt diese Kontinuität und stärkt die individuelle Position.

Empowering Women Through Art ist weniger ein geschlossenes Statement als eine Einladung zum offenen Denken. Eine Ausstellung, die darauf vertraut, dass Kunst mehr kann, als Antworten zu geben: Sie kann Fragen stellen, Atmosphären erzeugen, Wahrnehmungen schärfen und Räume öffnen – Räume, in denen sich Erfahrungen begegnen, ohne sich zu vereinnahmen; Räume, in denen Verletzlichkeit und Stärke nebeneinander stehen können; Räume, die zeigen, dass Verwandlung möglich ist.

AUSSTELLUNG: BIS 30.01.2026

 

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