Der Kunstverein Jesteburg freut sich, am Sonntag, den 18.05.2025 um 15 Uhr zur Eröffnung der umfassende Einzelausstellung Mi Selva der Künstlerin Clemencia Labin einladen zu können. Unter dem Titel Mi Selva (Mein Dschungel) entwickelt Labin eine raumgreifende Installation, in der textile Artefakte, persönliche Erinnerungen und kulturelle Codierungen zu einem vielschichtigen Reflexionsraum über Natur, Vergänglichkeit und Transformation verdichtet werden.
Labins künstlerisches Verfahren basiert auf einer konsequenten Verbindung von handwerklicher Präzision und konzeptueller Tiefe. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten sind oft Fragmente ihres eigenen biografischen Archivs: gehäkelte Decken, Stickereien, Stoffreste – über Jahrzehnte bewahrte Objekte, die in neuen Kontexten als Träger von Erinnerung und kultureller Bedeutung reaktiviert werden. In einem komplexen Prozess des Nähens, Tufftierens und Assemblierens entstehen amorphe, farbintensive Körper, die gleichermaßen organisch wie artifiziell wirken.
In Mi Selva wird der tropische Dschungel zum Sinnbild einer ambivalenten Wirklichkeit: einerseits Ausdruck ungebändigter Lebenskraft, andererseits Chiffre für einen Naturraum, der im Zuge ökonomischer Ausbeutung und klimatischer Veränderung zunehmend zur Projektionsfläche menschlicher Eingriffe und Verluste wird. Labins Installation evoziert die Opulenz tropischer Vegetation ebenso wie ihre Künstlichkeit – eine kritische Reflexion über die ästhetische Repräsentation von Natur und den subtilen Übergang von Natürlichkeit zu Konstruktion.
Dabei gelingt es der Künstlerin, ökologische und gesellschaftliche Fragestellungen auf eine Weise zu verhandeln, die auf moralische Appelle verzichtet und stattdessen die Kraft der Metapher und sinnlichen Erfahrung in den Vordergrund stellt. Ihre Arbeiten lassen sich als künstlerische Kommentierung einer Welt verstehen, in der das ursprünglich Gewachsene zunehmend von kulturell codierten Ersatzwelten überformt wird.
Mit Mi Selva fügt Clemencia Labin ihrem Werk ein weiteres Kapitel hinzu, das die Schnittstellen von Erinnerung, Materialität und Umweltbewusstsein auslotet. Ihre Praxis verbindet Elemente lateinamerikanischer Kunsttraditionen mit einer reflektierten Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Diskursen über Nachhaltigkeit, kulturelle Identität und die ästhetische Dimension von Verlust.
Über Clemencia Labin:
Die in Venezuela geborene und in Hamburg lebende Künstlerin (geb. [Jahr]) verbindet in ihren Arbeiten textile Techniken mit konzeptuellen Fragestellungen. Nach einem B.A. und M.B.A. in Business an der Columbia University, New York, studierte sie an der HFBK Hamburg bei Franz Erhard Walther und Sigmar Polke. Als Gründerin des Kunstfestivals Velada Santa Lucía in Maracaibo initiiert sie ortsspezifische Projekte, die lokale Communities einbinden. 2011 vertrat sie Venezuela auf der 54. Biennale von Venedig.
Eröffnung: Sonntag, der 18.05.2025 um 15 Uhr
Ausstellung bis 06.07.2025
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