Felix Kiessling, Christian Rothmaler, Olaf Wolters „Compulsory Pilotage

Felix Kiessling, Christian Rothmaler, Olaf Wolters „Compulsory Pilotage

Felix Kiessling, Christian Rothmaler, Olaf Wolters „Compulsory Pilotage

In der Gruppenausstellung „Compulsory Pilotage“ was zu Deutsch soviel wie „Lotsenzwang“ bedeutet und die gesetzliche Vorschrift, dass in einem bestimmten Gebiet kein Schiff ohne einen Lotsen bzw. ohne eine Lotsin fahren darf meint, treffen drei junge künstlerische Positionen aufeinander, die auf unterschiedliche Weise die verschiedenen Rezeptionsmöglichkeiten von Kunst untersuchen. Der Großteil der gezeigten Arbeiten wird extra für die Ausstellung im Kunsthaus Jesteburg angefertigt – die Künstler reagieren auf den Ort Jesteburg, auf die Umgebung und die architektonischen, räumlichen Voraussetzungen im Kunsthaus Jesteburg.

Felix Kiessling experimentiert in seinen konzeptuellen, oft naturwissenschaftlichen Raumarbeiten mit den Grenzen der menschlichen Wahrnehmung. Die Eingriffe des Künstlers in die Natur sind minimal – erst im Ausstellungsraum und mathematisch-physikalisch entwirrt eröffnen sie neue Sichtweisen auf Umwelt und Raum. Für die Ausstellung im Kunsthaus Jesteburg wird der Berliner Künstler einen zunächst leeren, 1000 Liter fassenden IBC-Container sowie Gefäße zu dessen Befüllung im Ausstellungsraum installieren. Anschließend schöpft Kiessling Wasser aus der Seeve und bringt dies Schritt für Schritt in den Kunstverein, um dort den Behälter aufzufüllen. Durch diese Maßnahme wird der Weltwasserspiegel um die Höhe eines Atomkerns abgesenkt. Eine Infografik wird den Besuchern Einsicht in die Rechnung und das winzige Resultat dieser „Wasserneuverortung“ geben. Felix Kiessling geht es mit der Arbeit „Weltwassersenkung Jesteburg 2014“ nicht um den Klimawandel. Stattdessen verweist der Künstler mit dieser Arbeit auf die Tatsache, dass nichts ohne Folge bleibt, ganz gleich, wie klein oder kaum wahrnehmbar die Resultate einer Handlung auch sein mögen. Lassen sich die Folgen unserer Handlungen berechnen existieren sie auch – es ist immer nur eine Frage des Maßstabs. Für „Weltwassersenkung Jesteburg 2014“ wird ebendieser Maßstab eben sehr fein gewählt.

Foto: Jan Reiser

Die Arbeiten von Chrstian Rothmaler konzentrieren sich auf die grundliegenden Fragestellungen, Grenzen und Möglichkeiten der Malerei, verhandeln tatsächlichen und konstruierten Raum sowie die Grenzlinien zwischen Illusion und Realität. Der Maler interessiert sich für die Zeitlosigkeit bestimmter Formensprachen, reflektiert deren referenziellen Gehalt und konterkariert ihre Ästhetisierung mit teils lässigem, teils kompliziert geschichteten Farbauftrag. Die abgebildeten Formen sind Reduktionen kompositorischer, strukturierender und individuell interpretierbarer Elemente, die den Betrachter zum Beschreiten assoziativer gedanklicher Wege einladen, ohne ihm den genauen Verlauf ebendieser Wege vorzugeben. Trotzdem seine Malereien den Prozess des Duchrarbeitens veranschaulichen, gelingt es Rothmaler, ein intendiertes Moment von Beiläufigkeit zu erzeugen, dass dabei aber niemals einen Eindruck von Nachlässigkeit erweckt. So demonstrieren seine Arbeiten eine Gleichzeitigkeit von Distanz und Doppelbödigkeit.

Christian Rothmaler
Stein #4 Parks und Wiesen, 2009, Foto: Jan Reiser

In den Installationen, Objekten und Videoarbeiten von Olaf Wolters werden haptische, auditive und visuelle Versatzstücke, die teils einem kollektiven, teils einem persönlichen ästhetischen Gedächtnis entstammen in neue Zusammenhänge zueinander gestellt. Es entstehen abstrakte sowie konkrete Formen und Objekte, die den Betrachter in ihrer Kombinatorik zum Hinterfragen der Referenzmodelle unserer ästhetischen Umwelt, sowie auch der gängigen Ausstellungspraxis im zeitgenössischen Kunstbetrieb selbst einladen. Obwohl sich der Künstler an die einfache Faktizität der Dinge hält, entsteht Bedeutung eher in den prekären, irritierenden aber auch immer wieder sehr klaren Beziehungen zwischen den Objekten. Die entstehenden Arbeiten verlieren sich nicht in den Wirren einer hochkomplexen, formalästhetischen Objektanordnung, stattdessen erweist sich der Künstler als praktischer Theoretiker einer selbstreferenziellen Melancholie in der beseelten Welt der Dinge.

Olaf Wolters, o.T. 2014, Foto: Jan Reiser

Olaf Wolters, o.T. 2014, Deteil, Foto: Jan Reiser

 

Eröffnung: 12.09.2014 um 19 Uhr  //  Ausstellung: 13.09. – 26.10.2014

Öffnungszeiten: Do – FR: 15 – 18:30 und sa – so: 14 – 18:30

Kunsthaus jesteburg  Hauptstraße 31  21266 Jesteburg  //  www.kunsthaus-jesteburg.de

 

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